Symbolträchtige Fahrradpilgerreise: Missbrauchsbetroffene treffen nach zehntägiger Reise in Rom ein

Nach einer zehntägigen Reise, angefangen in München, sind neun missbrauchsbetroffene Personen und ihre Begleiter in Rom angekommen. Sie absolvierten eine beeindruckende Strecke von 715 Kilometern auf dem Fahrrad. Ihr Aufbruch am 6. Mai markierte den Beginn einer Pilgerreise mit einer doppelten Botschaft: die Anerkennung ihrer Erfahrungen als Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche und die Herausforderung, diese Lasten physisch und symbolisch auf ihrer Reise zu tragen.

In ihren Gepäckstücken befanden sich schwere Steine, die sie während ihrer Reise gesammelt hatten. Diese Steine waren nicht nur eine körperliche Last, sondern trugen auch die emotionalen Gewichte ihrer Erfahrungen - Wut, Scham, Wertlosigkeit, Traurigkeit, Machtstrukturen, Würdelosigkeit und Selbstmord. Jeder Stein repräsentiert einen Teil ihrer Reise, sowohl emotional als auch physisch. Jetzt haben diese Steine ihren Platz im Garten des römischen Begegnungszentrums der Erzdiözese München und Freising gefunden.

Die Gruppe wurde bei ihrer Ankunft vom Münchner Generalvikar Christoph Klingan und der Amtschefin des Erzbischöflichen Ordinariats, Stephanie Herrmann, begrüßt. Auch Vertreter der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl waren anwesend, um die Gruppe zu unterstützen.

Die emotionale Reise war auch eine Gelegenheit für offene Gespräche über Missbrauch. Herbert Fuchs, einer der Pilger, sprach offen über seine eigenen Erfahrungen und das lange Schweigen, das er durchbrochen hat. Er betonte die Notwendigkeit, anderen Betroffenen Mut zu machen und ihre Geschichten zu teilen. Dies war ein zentrales Ziel der Reise.

Die Fahrradpilgerreise wurde von Dietmar Achleitner, Richard Kick und Kilian Semel vom Betroffenenbeirat der Erzdiözese München und Freising organisiert, mit Unterstützung von Robert Köhler von der Initiative "Wir-wissen-Bescheid.de". Das Motto der Pilgerfahrt war "Wir brechen auf! Kirche, bist du dabei?".

Die Gruppe betonte, dass das Ziel ihrer Tour das Gehört- und Gesehenwerden war. Sie haben dies erreicht und Unterstützung und Solidarität von Menschen entlang ihrer Route erfahren.

Während ihrer Reise trugen die Teilnehmer T-Shirts mit dem Bild von Michael Pendrys Kunstwerk "Heart", einem symbolischen Herzen, zusammengesetzt aus Metallstangen. Eine kleine Version dieses Kunstwerks haben sie nach Rom gebracht, um es Papst Franziskus zu überreichen.

Ihr Engagement endet jedoch nicht mit ihrer Ankunft in Rom. Sie planen, an der Generalaudienz mit dem katholischen Kirchenoberhaupt teilzunehmen und dem Papst ein Herz und einen Brief mit Forderungen an die Kirche zum Umgang mit sexuellem Missbrauch zu überreichen. Ein Treffen mit dem Kinderschutzexperten Hans Zollner an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom ist ebenfalls vorgesehen.

Herbert Fuchs, einer der missbrauchsbetroffenen Pilger, betonte, dass sie nur einige von unzähligen Personen mit ähnlichen Schicksalen seien. Mit dieser Reise haben sie ihre verletzten Herzen nach Rom gebracht, um auf die Dringlichkeit der Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche hinzuweisen.

Diese bemerkenswerte Pilgerfahrt ist ein starkes Zeichen der Stärke und des Mutes der Missbrauchsopfer und ihrer Verbündeten. Sie unterstreicht die Notwendigkeit, sexuellen Missbrauch in der Kirche anzusprechen, die Betroffenen zu unterstützen und konkrete Maßnahmen zur Verhinderung künftiger Übergriffe zu ergreifen.

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